Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Poppenlauer

Am 23. Oktober 999 schenkte Kaiser Otto III. auf Fürsprache von Papst Sylvester seinem Kaplan Siggo sein eigenes königliches Hofgut in Poppenlurum im Grabfeldgau. Mit der Schenkung dieses Hofguts dürfte sowohl die Entstehung der Pfarrpfründe verbunden gewesen sein als auch die Bildung eines eigenen Pfarrsprengels. In vorreformatorischer Zeit gehörte Poppenlauer zur Pfarrei Maßbach.

Die meisten Güter in Poppenlauer hatten teils geistliche, teils weltliche Lehensherren. Diese wechselten durch Tausch oder Kauf häufig. Daher gab es in Poppenlauer viele verschiedene Herrschaften, was sich in der Folge als sehr nachteilig erweisen sollte. So vollzog sich der Übergang zum Protestantismus unter schwierigeren Verhältnissen als in anderen Ortschaften, in denen es ein einheitliches Eigentumsrecht gab.

Wann sich die Gemeinde Poppenlauer der Lehre Luthers angeschlossen hat, läßt sich nicht genau datieren. Jedoch dürfte die Reformation schon früh - um 1520 - in Poppenlauer auf offene Ohren und Herzen gestoßen sein. 1529 - 32 wurde durch den Centgerichtsherrn Christoph von Maßbach die Reformation in Maßbach - und damit wohl auch in Poppenlauer - endgültig eingeführt.

Als nach dem Tod Julius Echters sein Nachfolger, Johann Gottfried von Aschhausen, begann, die Gegenreformation mit Druck und Gewalt durchzuführen, kam es zu vielen konfessionellen Spannungen.

1676 kauften die Herren von Rosenbach das Burggrafentum Thundorf sowie die Rechte zu Maßbach und Poppenlauer, das halbe Dorfgericht in Poppenlauer und die Cent in allen diesen Orten. Die neuenHerren hatten zwar versprochen, die früheren Religionsverhältnisse bestehen zu lassen. Doch in die durch den 30-jährigen Krieg entvölkerten Ortschaften Thundorf, Rothhausen, Volkershausen und Theinfeld zogen viele Katholiken. Sie jagten den dortigen evangelischen Pfarrer fort und errichteten 1687 eine katholische Pfarrei. Um diese mit zu finanzieren, wurden die evangelischen Kirchengemeinden Poppenlauer und Rothhausen mit der evangelischen Gemeinde Thundorf verbunden. Zugleich wurde in den Kirchen beider Gemeinden das Simultaneum eingeführt. Die Thundorfer Pfarrer waren seither zugleich Pfarrer von Poppenlauer. Erst 1794 wurde Poppenlauer mit der Filiale Rothhausen zur eigenen Pfarrei erhoben. Erster Pfarrer in Poppenlauer war Johann Carl Nuhan (1794 - 1815) aus Nürnberg. Ebenfalls 1794 erwarb die Kirchengemeinde ein unmittelbar an der Hauptstraße gelegenes Wirtshaus. Es diente den Pfarrern und ihren Familien bis 1966 als Wohnung und Pfarramt.

1814 fiel Poppenlauer - mit anderen unterfränkischen Gebietsteilen - an Bayern. Erst jetzt wurde gesetzlich die Gleichberechtigung der beiden Konfessionen ausgesprochen und geregelt. Fortan herrschte auch Friede in Poppenlauer.

1828 gab es in Poppenlauer 690 evangelische Christen. Daher genügte die bisher bestehende Kirche nicht mehr den Bedürfnissen der stets wachsenden Gemeinde. Auch der Gedanke, das bestehende Simultaneum aufzuheben, förderte den Wunsch nach einem eigenen evangelischen Gotteshaus. Am 29. Dezember 1832 hob die königliche Regierung des Untermainkreises das Simultaneum auf und erlaubte der evangelischen Kirchengemeinde, sich eine eigene, neue Kirche zu bauen. 1834 wurde mit dem Bau begonnen. Architekt der neuromanischen Kirche war Aquilin Glückstein. Am 21. August 1836 wurde die Kirche eingeweiht und erhielt den Namen „Auferstehungskirche“.

Am 18. Juni 1834 wurde auf Befehl von König Ludwig I. die zu Poppenlauer gehörige Filialgemeinde Rothhausen von Poppenlauer ausgepfarrt und in die Pfarrei Thundorf eingepfarrt. Seither bildet Poppenlauer eine geschlossene Pfarrei ohne Filialgemeinde. Zur Gemeinde gehörten damals 872 Gemeindeglieder. Von 1954 - 1960 wurde die Auferstehungskirche nach den Plänen des norwegischen Architekten Olaf Gulbransson grundlegend innen renoviert und verändert. 1998 wurde sie innen instandgesetzt.

Am 10. März 1909 wurde in Poppenlauer eine Diakonissen-Station gegründet und von Diakonissen aus Neuendettelsau bestellt. Zur Unterstützung und Finanzierung der diakonischen Arbeit wurde 1909 der „Evangelische St. Johanniszweigverein“ gegründet. Bis 1979 waren Neuendettelsauer Diakonissen hier im Einsatz. 1967 wurden die Diakoniestationen Poppenlauer und Maßbach zusammengelegt. 1979 lief der mit dem Diakoniewerk Neuendettelsau geschlossene Vertrag aus. 1988 gründeten die Kirchengemeinde Poppenlauer und der „Evangelische St. Johanniszweigverein Maßbach e.V.“ eine Arbeitsgemeinschaft zur besseren Organisation der diakonischen Arbeit. Am 15.9.1997 nahm die Diakoniestation mit Kurzzeit- und Tagespflege in Maßbach ihre Arbeit auf.

Im Juli 1945 begann die Kirchengemeinde mit dem Bau eines eigenen Kindergartens, der jedoch erst am 5. Juli 1953 eingweiht wurde. 1967 wurde das zunächst einstöckige Gebäude aufgestockt und damit Raum für eine zweite Gruppe geschaffen. Dadurch wurden die Gemeinderäume stark eingeengt. Entlastung für diese Enge gab es erst durch das 1992 neu gebaute und eingweihte Gemeindehaus neben der Kirche.

In Poppenlauer gibt es ein reiches kirchenmusikalisches Leben: Kinder-, Jugend-, Kirchen- und Posaunenchor sowie mehrere Organistinnen gestalten Gottesdienste mit.

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